Tag Archives: Song Kang-ho

The Good, the Bad, the Weird

Comedy, Horror, Drama, gerne auch mal alles zusammen, Wrestling, Vampire, problematische Ehen, Geistergeschichten, Gangster, Serienmörder, Science Fiction und selbst Arnold Schwarzenegger verhalf er zu einem Comeback: in Kurz- wie in Langfilmen hat sich Kim Jee-Woon durch alle nur denkbaren Genres gearbeitet und meistens kam er damit bei Publikum wie Kritik gut an. Was wohl nicht zuletzt auch an den Schauspielern lag, mit denen er immer wieder zusammen arbeitete.

Ganz außerordentlich gut kam A Bittersweet Life an. Sein eigenwilliger visueller Stil wurde gelobt und die rasante Choreographie, während die Geschichte spannend und mit interessanten Wendungen erzählt wird, aber, dem Thema entsprechend, auch voller Gewalt ist: der Film nimmt sein Motto offensichtlich ernst, wobei einige Szenen selbst für dieses Genre ziemlich drastisch ausfallen, was auch dadurch nicht gemildert wird, dass zu Beginn und zum Schluss des Films buddhistische Parabeln erzählt werden.

Auch nicht unbedingt friedfertig mögen zwar die Protagonisten des darauf folgenden Films von Kim Jee-woon sein, aber es geht hier im Ganzen weniger brutal zu, insbesondere in der britischen Version des Films, die um zusätzliche fünf Sekunden wegen real animal cruelty gekürzt wurde. Außerdem wird es nun bunt und turbulent, pathetisch und manchmal auch ein wenig albern, denn diesmal hatte sich Kim Jee-Woon unübersehbar Sergio Leone zum Vorbild genommen, was er, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, gleich im Titel des Films klar macht, der auch im deutschen Verleih auf englisch erschien, und nicht, wie seinerzeit das Vorbild, falsch eingedeutscht wurde.

Und so, wie Sergio Leone damals dem Spaghetti-Western zum endgültigen Durchbruch verhalf, fügt Kim Jee-Woon nun dieser Film-Gattung sein eigenes Sub-Genre hinzu: den Kim-Chee-Western.

(The Good, the Bad, the Weird, Südkorea 2008; Regie: Kim Jee-Woon.)

The Quiet Family

Im selben Jahr, als Park Ki-hyeong den unerbittlichen Horror südkoreanischer Mädchenschulen auslotete, fand ihn Kim Jee-Woon in seinem Debüt-Film an ganz anderer Stelle: in den idyllischen, wenn auch etwas abgelegenen Bergen Südkoreas.

Dorthin verschlägt es eine eigenwillige Familie, deren gut gemeinte Absicht, hier ein Gasthaus für Wanderer zu betreiben, durch ungünstige Umstände wie die Tatsache, dass eine schwer zugängliche Einöde nicht automatisch ein Paradies für Naturfreunde sein muss, vor allem aber das unangemessene Benehmen ihrer nicht eben zahlreich eintreffenden Gäste, ständig durchkreuzt wird.

Die innen wie außen stilgerecht gestaltete Herberge wurde komplett und in original Größe extra für den Film errichtet, und die Schauspieler, unter ihnen Choi Min-sik und Song Kang-ho in relativ frühen Rollen, scheinen vom Ambiente derart mitgerissen worden zu sein, dass sie allesamt und miteinander so souverän wie überzeugend agieren.

Sichtbar weniger Aufwand betrieb wenige Jahre später Takashi Miike, als er sich mit The Happiness of the Katakuris daran machte, dieselbe Geschichte auf seine Weise zu inszenieren. Er, der bekannt dafür ist, den ultimativen Horror ohnehin mühelos an praktisch jeder Stelle finden zu können, verlegte das Ganze nach Japan und machte daraus, nun ja, einen Miike-Film. Aber als Musical mit Tanzeinlagen. Und Karaoke. Und Knetfiguren…

(The Quiet Family, Südkorea 1998; Regie: Kim Jee-Woon & The Happiness of the Katakuris, Japan 2001; Regie: Takashi Miike.)

Secret Sunshine

Nach Theaterstücken und Drehbüchern, nach drei Filmen als Regisseur und Drehbuchautor in einer Person, nach viel Anerkennung und Auszeichnungen, zuletzt 2002 in Venedig mit dem Preis für die Beste Regie, legte Lee Chang-dong eine mehrjährige Pause als Filmemacher ein, da er im Jahr 2003 vom neu gewählten Präsidenten Südkoreas, Roh Moo-hyun, zum Minister für Kultur berufen wurde.

Zwar hatte er wohl nicht lange den Eindruck, der Richtige für diesen Posten zu sein, jedenfalls legte er das Amt bereits Mitte 2004 nieder, doch bis sein nächster Film seine Premiere hatte, dauerte es trotzdem noch bis zum Festival in Cannes im Jahre 2007.

Dass es Lee Chang-dong nicht wirklich um Kassenschlager und angenehme Unterhaltung für sein Publikum geht, hatte er ja schon mit seinen vorherigen Filmen überzeugend vermittelt, und auch Secret Sunshine bildet da keine Ausnahme, obwohl er zunächst so leicht und fröhlich anfängt, als habe man es mit einer freundlichen Liebeskomödie zu tun, aber so wird es nicht bleiben.

Doch neben der eigentlichen, tragischen Geschichte beeindrucken vor allem die vielen kleinen wirklichkeitsnahen Szenen, die mit geradezu unheimlichen Realismus das Leben in einer Kleinstadt Südkoreas („not much goes unnoticed around here“) abbilden. Da wird auf begrenzter Fläche hinter dem Laden gewohnt, oder gleich im Chaos in der Werkstatt, Elternabende finden nach erfolgreich absolviertem Rhetorik-Kurs der Sprößlinge beim Essen im Restaurant statt, während die ortsansässigen Geschäftsfrauen sich beim Friseur oder in der Disco treffen und die Herren Chi beim Bergsteigen sammeln, oder doch zumindest in der gemeinsamen Zigarettenpause davon erzählen.

Dass Regisseur Lee den Ruf hat, es seinen Schauspielern nicht leicht zu machen, und sie bei der Interpretation ihrer Rollen weitgehend sich selbst zu überlassen, bereitete anscheinend weder den Nebendarstellern, noch Song Kang-ho Probleme, wobei dieser bereits eine kleinere Rolle in Green Fish spielte, und überhaupt schon reichlich Erfahrung in den unterschiedlichsten Genres gesammelt hatte. Anders empfand es wohl Hauptdarstellerin Jeon Do-yeon, deren Arbeit aber immerhin reichlich belohnt wurde.

(Secret Sunshine, Südkorea 2007; Regie: Lee Chang-dong.)

The Host (Gwoemul)

Seit vielen Jahren schon sind Regisseure aus Südkorea regelmäßig mit ihren Filmen zu Gast auf europäischen und internationalen Filmfestivals, wo sie ebenso regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet werden, so zum Beispiel Lee Chang-dong, Park Chan-wook, Kim Ki-duk, und Hong Sang-soo.

Einer der vergleichsweise jüngeren von ihnen ist Bong Joon-ho. Angefangen hat er mit Kurzfilmen, sein erster längerer Spielfilm, Barking dogs never bite (Flandersui gae) feierte seine Premiere im Jahr 2000 und schon sein zweiter, Memories of Murder (Salinui chueok) von 2003, für den er auch das Drehbuch schrieb, war nicht nur in Südkorea, sondern auch international einer der erfolgreichsten koreanischen Filme überhaupt. 2006 übertraf er dies noch mit The Host: ausgezeichnet mit 18 Preisen und weiteren 10 Nominierungen ist er in Südkorea noch immer der Besucher stärkste Film aller Zeiten, mit immerhin über 13 Millionen verkauften Tickets bei 48 Millionen Einwohnern.

Zumindest die Eingangsszene basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit, was wir vom Rest des Films allerdings lieber nicht hoffen wollen. Der englische Titel The Host bedeutet sowohl Gastgeber, als auch Wirt und zwar durchaus auch im Sinne von Parasiten oder Viren, während der koreanische Originaltitel Gwoemul lautet, was ganz einfach Monster heißt, und ebenfalls ganz passend ist, denn es handelt sich hier zweifellos um einen Monsterfilm. Darüber hinaus aber auch um eine Familiengeschichte und ein verdrehtes Heldenepos, wobei hier jeder der Helden und Heldinnen spezielle Fähigkeiten mitbringt oder entwickelt, ganz besonders aber auch der Titelheld, denn was Laufen, Springen, Schwimmen und seinen anderen artistischen Fähigkeiten angeht, ist er in der Kategorie „Monster und fiese Kreaturen“ eigentlich kaum noch zu übertreffen.

(The Host, Südkorea 2006, Regie: Bong Joon-ho.)