„Listen up, all you powerful, educated, proud, rich bastards! Listen to what I have to say. I want to tell you something!“ … der Mann, der diese Worte vom Dach eines Hochhauses der Stadt Seoul und ihren Bewohnern entgegen schreit, hat allen Grund frustriert und zornig zu sein und anders als im Film, wo nur sein Freund neben ihm steht, war er damit nicht alleine.
Denn Ende der 1980er Jahre befand sich Südkorea im Umbruch: aus den Massenprotesten des Juni 1987 hatte sich eine landesweite politische Bewegung, das June Democracy Movement entwickelt, deren Forderungen nach dem Ende der Militärherrschaft und politischen Reformen im Dezember 1987 mit den ersten demokratischen Wahlen in Südkorea zumindest ansatzweise erfüllt wurden.
Gerade noch rechtzeitig, denn im folgenden Jahr sollten die Olympischen Sommerspiele in Seoul stattfinden und die von der Regierung beabsichtigte Präsentation Südkoreas als modernes und weltoffenes Wirtschaftswunderland wäre durch Massen-Demonstrantionen in den Straßen doch empfindlich gestört worden.
Ein guter Zeitpunkt für Park Kwang-su also, um mit seinem Debüt einen Film in die Kinos zu bringen, der wohl noch ein Jahr früher an der Zensur gescheitert wäre, basierend zudem auf der Kurzgeschichte des taiwanischen Autors Huang Chunming, dessen Schriften zu jener Zeit in Südkorea verboten waren (weshalb er in den Credits auch nicht genannt wurde), inszeniert als Tragik-Komödie, um an den Zensoren leichter vorbei und beim Publikum besser anzukommen.
Denn in Chil-su und Man-su, der ebenfalls vom Koreanischen Film Archiv bei Youtube eingestellt wurde, wird weder das historische Korea noch seine traditionelle Kultur in prachtvollen Kostümen vorgeführt, und auch keine zeitgenössische wirtschaftliche Erfolgsgeschichte erzählt, sondern die zweier Männer, bei denen weder Vergangenheit, noch Zukunft Anlass zu allzu viel Optimismus geben.
Dargestellt von Park Joong-hoon und Ahn Sung-ki, die miteinander so überzeugend wirkten, dass sie noch in einigen späteren Filmen zusammen engagiert wurden, von denen Ersterer hier noch am Anfang seiner Karriere stand, während Ahn Sung-ki zu diesem Zeitpunkt eigentlich selbst schon ein Klassiker war.
Umso passender also, dass er es ist, von dem die eingangs zitierten Sätze kommen, die in gewisser Weise nicht nur als Beginn, sondern auch als programmatisch für jenes Phänomen angesehen werden können, an dem in den folgenden Jahren noch viele Filmemacher arbeiten sollten und das dem südkoreanischen Kino eine neue Perspektive bescherte, eben die des New Korean Cinema.
(Chil-su und Man-su, Südkorea 1988; Regie: Park Kwang-su.)