Monthly Archives: May 2012

Them!

„And I thought today was the end of them.“ – „No. We haven’t seen the end of them. We’ve only had a close view of the beginning of what may be the end of us…“

Der sogenannte „Wilhelm Scream“ ist ein vorgefertigter Sound-Effekt, der als Bestandteil einer Soundlibrary käuflich erworben und beliebig oft eingesetzt werden konnte. Zum ersten Mal war er 1951 in dem Film Distant Drums (Die Teufelsbrigade) zu hören, und dort auch gleich mehrfach, was auch andere Sounddesigner anscheinend ebenso überzeugend wie praktisch fanden, denn seitdem wurde er oft und gerne in zahlreichen Filmen eingesetzt (217 titles, and counting!). Dabei erfreute er sich auch einer gewissen Beliebtheit in Horrorfilmen, wo es naturgemäß einiges zu schreien gibt.

So auch hier, denn was als herkömmlicher Polizei-ermittelt-in-seltsamen-Todesfällen-Krimi beginnt, entwickelt sich schließlich weiter zum ersten aller „Big Bug“-Filme, womit das Genre bezeichnet wird, in dem es um kleine, achtbeinige Krabbeltiere geht, die normalerweise relativ harmlos sind, sich nun aber weiterentwickelt haben zu etwas, das zuerst einzelne Menschen, aber schließlich auch die Menschheit als Ganzes angreift und zu vernichten droht.

Wobei es manchmal ihre schiere Masse in Kombination mit einer beunruhigend entwickelten Intelligenz ist, die sie gefährlich macht, bisweilen legen sie aber auch in beeindruckender Weise an Umfang und Größe zu, was bei der einzigen Spezies außer den Menschen, die willens und in der Lage ist, einen organisierten Krieg zu führen (wie uns in Them! erklärt wird), ebenfalls eine schlechte Prognose für den Fortbestand der Menschheit als ‚Krone der Schöpfung‘ ergibt.

Insbesondere für letzteres Phänomen wird oft, so wie schon bei Großgetier anderer Gattungen, Mutation infolge atomarer Strahlung als Ursache ermittelt, was die Frage aufwirft: „…if these monsters got started as a result of the first atomic bomb in 1945, what about all the others that have been exploded since then?“, die hier auch gleich beantwortet wird: „Nobody knows. When Man entered the atomic age, he opened a door into a new world. What we’ll eventually find in that new world, nobody can predict.“

Grund genug also, neben einigen verbal artikulierten Schreien („AHHH! THEM! THEM! THEM!“) auch den beliebten Wilhelm Scream einzusetzen, und zwar gleich dreimal an verschiedenen Stellen (und wem das nicht reicht, der kann sich bei Youtube auch einen zwölfminütigen Zusammenschnitt von Wilhelm-Scream-Filmszenen ansehen, bzw. hören).

Gut, vielleicht sind die Monster hier ein klein wenig… plüschig geraten, aber ursprünglich sollte das Ganze ja auch in Farbe und 3-D gedreht werden, was sie wahrscheinlich viel Angst einflößender gemacht hätte, allerdings entschied sich das Studio kurz vor Drehbeginn, doch noch dagegen und so wurde es Schwarz-Weiß und zweidimensional. Dem Publikum, das 1954 in großer Menge in die Kinos strömte und den Film zu einem Erfolg machte, waren sie offensichtlich gruselig genug, selbst von den Kritikern wurde er gut aufgenommen, und in all den vielen, vielen, vielen Nachahmer-Filmen, die in den folgenden Jahren gedreht wurden, sind die Arthropoden oft deutlich weniger liebevoll in Szene gesetzt worden, wenn sie auch stets das selbe biblische Ziel verfolgten: „…and the beasts shall reign over the earth!“

(Them! USA 1954; Regie: Gordon Douglas.)

Godzilla

Nuklearwaffen-Tests wecken in den Tiefen des Ozeans einen riesigen Dinosaurier, der sich prompt auf den Weg Richtung New York macht, um dort Wolkenkratzer umzuwerfen, Züge und Autos platt zu treten und die in Angst und Schrecken versetzte Bevölkerung vor sich her zu treiben… New York?! Ja, New York, denn ein Jahr bevor Godzilla bzw. Gojira sich anschickte, Japans Hauptstadt nieder zu trampeln, hatte das „Beast from 20.000 Fathoms“ bereits sehr erfolgreich „Panik in New York“ verbreitet.

Die Idee war schon damals nicht völlig neu gewesen – auch King Kong hatte 1933, vom Stop-Motion-Pionier Willis H. O‘Brien animiert, die weiße Frau Fay Wray auf seiner Heimatinsel Skull Island gegen gigantische Urzeitechsen verteidigt – und bekanntlich hatte auch er es ja bis nach New York und auf das Empire State Building geschafft. Zudem war King Kong nach seiner Premiere immer wieder erfolgreich in den amerikanischen Kinos gelaufen und als er 1952 erneut beim Publikum gut ankam, fragten sich die Produzenten in Hollywood wohl, welche Arten von Getier man denn noch so auf New York loslassen könnte, zudem Willis H. O‘Brien mit Ray Harryhausen einen Meisterschüler in Sachen Tricktechnik herangezogen hatte, der mittlerweile ausreichend Ideen für ein eigenes Großprojekt beisammen hatte.

Aber während King Kong und seine Mitmonster noch als zwar außergewöhnlich große, aber dennoch auf natürlichem Wege entstandene Geschöpfe auftraten, kam nun, aus aktuellem Anlass, ein neuer Aspekt hinzu: die gefährlichen Kreaturen wurden durch den Einsatz von Nuklearwaffen erweckt oder entstanden gar erst qua Mutation – entsprechend größer war ihre Zerstörungskraft, und die Verantwortung dafür lag jetzt nicht mehr bei Mutter Natur, sondern der Menschheit.

Ein Gedanke, dessen filmische Umsetzung in Japan auch bereits in Planung war, wo man im Studio Toho einen Film vorbereitete, in dem ebenfalls nach einem schief gegangenen Nuklearwaffen-Experiment ein Monster aus dem Meer kommen sollte, irgendetwas zwischen Gorilla und Wal (daher der Name Gojira bzw. Godzilla), auch ein gigantischer Oktopus oder ein riesiges Meereswesen mit einem Pilz-Kopf wurden in Betracht gezogen. Nachdem aber Tomoyuki Tanaka, einer der Produzenten von Toho, den Dinosaurier in New York gesehen hatte, fand man das Szenario offensichtlich so einleuchtend, dass die Gestalt des Monsters und Teile der Handlung weitgehend übernommen, nach Tokyo verlegt und im Toho-Studio neu verfilmt wurden.

Einer, der gerne die Regie für diesen bzw. einen der folgenden Godzilla-Filme übernommen hätte, war Akira Kurosawa, der aber bei Studio Toho schon für seinen Perfektionismus berüchtigt war, welcher ihn angeblich auch schon mal Ströme umleiten und Hausdächer ab- und wieder aufdecken ließ, wenn es seinen Vorstellungen besser entsprach. Und so kam es wohl, dass die Produzenten bei Toho Co., Ltd. lieber nicht herausfinden wollten, wie aufwendig ein Film, in dem eine gigantische Echse die größte Stadt Japans in Schutt und Asche legt, in den Händen Kurosawas werden würde – und wie teuer.

Stattdessen drehte Kurosawa seine Sieben Samurai, während sein enger Freund Ishiro Honda für Drehbuch und Regie bei Godzilla verantwortlich war. Beide Projekte liefen parallel und gerieten in jeder Hinsicht derart aufwendig, dass sie das Studio Toho fast ruiniert hätten. Beide Filme waren aber auch sehr erfolgreich und wurden zum Beispiel für den Japanese Academy Award als Bester Film nominiert, wobei Sieben Samurai gewann; Godzilla aber war der erste japanische Film, der es nach Jahren ernster politischer Probleme zwischen beiden Ländern, in die Kinos von Korea schaffte, was vielleicht ein noch größerer Erfolg war.

Mit der Tricktechnik von Ray Harryhausen konnte man es in Japan allerdings noch nicht aufnehmen, weshalb man einen Anzug konstruierte, in dem ein Mensch steckte, in diesem Falle der Schauspieler Haruo Nakajima, der keine leichte Aufgabe hatte, denn das Ding war so schwer und wenig luftdurchlässig, dass er immer nur ein paar Minuten darin agieren konnte. So hält sich auch hartnäckig das Gerücht, ein Großteil der Zerstörung des Miniatur-Tokyos sei auf Ohnmachtsanfälle von Godzilla bzw. Nakajima zurückzuführen.

Dennoch war es Godzilla, der auf lange Sicht wesentlich erfolgreicher war, als das namenlose Beast von New York, was schließlich auch Hollywood anerkennen musste und der zahlreiche Nachfolger hervorbrachte, die dann auch gegen King Kong, diverse Außerirdische oder Meeresmonster und viele andere mehr antreten durften. So viele, dass eigentlich nur aufrichtige Fans des Genres hier noch den Überblick behalten können.

(Godzilla, Japan 1954; Regie: Ishiro Honda.)

I comme Icare

„Diese Geschichte ist vollkommen wahr, weil ich sie von Anfang bis Ende erfunden habe.“ (Boris Vian, L‘Ecume des Jours)

Und da wahr, weil erfunden, spielt die Geschichte in einem fiktiven Staat, dessen Name ungenannt bleibt, auch wenn seine Fahne gewisse Parallelen zur us-amerikanischen aufweist, seine Währung der Dollar ist, und einem die Bilder der ersten Minuten überhaupt sehr bekannt vorkommen. Denn „ohne die Wahrheit gibt es keine Spannung“, wie es bei 1h, 46 min heißt, und so ist es natürlich auch kein Zufall, dass der Name Daslow ein Anagramm auf Oswald ist. Dennoch wird hier auf Doku-Material verzichtet, die Bilder werden nur ungefähr nachgestellt, nur so, dass die Parallele klar wird, aber zu eng soll es nicht werden, denn es handelt sich hier eben nicht um einen ganz speziellen Fall, der nur einmal, in der Vergangenheit stattgefunden hat und damit erledigt ist, sondern um Vorgänge, die so, oder so ähnlich immer wieder vorkommen konnten oder können.

Ganz anders als zum Beispiel bei diesem Film: Gleich zu Beginn werden Original-Szenen der damaligen Nachrichten gezeigt, bis zum Zeitpunkt der Filmpremiere viele Male gesendet und mittlerweile jedem bekannt. Worum es hier geht, ist von Anfang an klar, das Land, die Zeit, die Ereignisse, die Namen des Präsidenten und der handelnden Personen werden genannt, es gibt keine Anspielungen und keine Anagramme. Aber dann verlässt der Film sehr schnell die politische Ebene, um sich Tun und Charakter der Hauptfiguren zu widmen, während die tatsächlichen Geschehnisse völlig in den Hintergrund rücken.

I comme Icare hingegen ist zwar fiktiv, bleibt aber immer an den Ereignissen, wobei auf ein scharf abgegrenztes Gegenüber von Gut (Ermittler) und Böse (Verschwörer) verzichtet wird. Auch wird die Rolle der Medien immer wieder reflektiert, vor allem im Hinblick darauf, welche Bilder gezeigt und was weggelassen wird, zum Beispiel wenn wir das aufgebrachte Publikum der Live-Sendung im Hintergrund aufspringen sehen, während der Monitor im Vordergrund das gesendete Bild zeigt: einen vergleichsweise kontrollierten Moderator, der das Geschehen auf recht distanzierte Weise kommentiert.

Und wenn hier die allgemeine politische Ebene verlassen wird, um die Rolle der Einzelnen zu zeigen, dann nicht mit der beruhigenden Aussage, dass auch kleine Lichter ausreichend Helligkeit gegen große dunkle Verschwörungen erzeugen können, sondern mit eher gegenteiligem Ergebnis, denn der Teil des Films, der ausdrücklich nicht fiktiv ist, bezieht sich auf die Experimente von Stanley Milgram, die sich mit Autoritätshörigkeit und der Bereitschaft zum Gehorsam bei ganz normalen Bürgern in demokratischen Staaten befassten.

(I… comme Icare, Frankreich 1979; Regie: Henri Verneuil.)

All the Presidents Men

„Forget the myths the media’s created about the White House. The truth is, these are not very bright guys, and things got out of hand.“ Mit anderen Worten: Sie denken, die Leute im Weißen Haus wüssten, was sie tun – aber das ist nicht der Fall.

Von all den vielen anderen großen und wichtigen Institutionen weltweit, bei denen der Verdacht ebenfalls angebracht ist, die dortigen Verantwortlichen seien weder die Klügsten, noch hätten sie Ahnung von dem, was sie tun, fangen wir hier gar nicht erst an. Allerdings war es zum Zeitpunkt, als dieser Film gedreht wurde, eher umgekehrt: die ganze Watergate-Affäre war von den Medien Jahre lang wieder und wieder durchgekaut worden, allseits bekannt und eigentlich wollte niemand mehr etwas davon hören.

Wenn man aber den Mythen glauben darf, die Medien und Beteiligte in Form von Interviews, Promotionmaterial, Making ofs, etc. um den Film kreiert haben, dann war es der Produzent Robert Redford, der die beiden Hauptakteure, Carl Bernstein und Bob Woodward, erst auf die Idee brachte, in dem Buch, an dem sie gerade schrieben, nicht erneut die Fakten des politischen Skandals, sondern viel mehr ihre eigene Rolle und ihr Vorgehen zu behandeln, was dann gleichzeitig auch die Grundidee des Drehbuchs wurde. Denn die Zuschauer wissen ja vorher bereits, wie die Geschichte ausgeht, kennen sogar die meisten Details, wie also Spannung erzeugen? Ein Problem, das alle Beiträge der hiermit vorerst abgeschlossenen Reihe von ‚Movie of the week‘-Filmen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, zu lösen hatten. Vielleicht mit einer Ausnahme, da die Geschichte dieses Mannes zur Entstehungszeit des Films schon weitgehend in Vergessenheit geraten war. Anders als bei diesen Personen, die, zumindest in dem Land, in dem gedreht wurde, zur Entstehungszeit des Films ziemlich bekannt waren, was man von dem Mann, um den es hier geht, wohl bis heute sagen kann. Und während diese Filmemacher ihre eigene Interpretation historisch bekannter Gründungsmythen umsetzten: entweder mit erkennbarer politischer Absicht oder völlig abstrakt, ist es bei diesem Film gerade der hohe Bekanntheitsgrad der Geschichte, der die Leute immer wieder ins Kino zieht.

Bei All the Presidents Men entschied man sich hingegen für einen anderen Ansatz: die gesamte Watergate-Affäre wurde einfach vorausgesetzt, um eine ganz andere Geschichte zu erzählen, nämlich die, von zwei sehr unterschiedlichen Männern, die es von der untersten Hierarchiestufe ihres eigenen Berufes aus schafften, den höchsten Mann im Staate zu stürzen, und das nicht, weil sie so herausragend, clever und abgebrüht waren, sondern eher durch Eigenschaften, die grundsätzlich den meisten Menschen zur Verfügung stehen: Hartnäckigkeit, Naivität und die völlige Unfähigkeit, die möglichen Konsequenzen des eigenen Handelns richtig einzuschätzen.

Und so kreierte dieser Film seinen eigenen Mythos, nämlich den vom ‚Investigativen Journalismus‘, der davon handelt, dass aufrechte Journalisten in aller Welt Verschwörungen aufdecken und all dem Bösen, das in Politik und Wirtschaft so vor sich geht, damit ein Ende setzen ( …und davon, dass dies manchmal auch ganz anders sein kann, handelt dieser Film).

(All the Presidents Men, USA 1976; Regie: Alan J. Pakula.)

Dersu Uzala

„Verehrter Wladimir Klawdijewitsch, Ihr Buch las ich mit großem Genuss. Abgesehen von seinem wissenschaftlichen Wert, der, selbstverständlich, ohne Zweifel auch wichtig ist, war ich begeistert und hingerissen von seiner Darstellungskraft. Ihnen ist es gelungen, Brehm mit Fenimore Cooper zu vereinen – das ist, glauben Sie mir, kein geringes Lob. Der Golde wurde von Ihnen ausgezeichnet geschildert, für mich ist er eine lebendigere ‚künstlerisch vollendetere‘ Gestalt als der ‚Pfadfinder‘. Ich gratuliere Ihnen aufrichtig.“

So schrieb es Maxim Gorki in einem Brief am 24.1.1928 an Wladimir Arsenjew, Geograph und Offizier der zaristischen Armee Russlands. Arsenjew (1872–1930) hatte zwischen 1902 und 1930 zwölf Expeditionen in das damals noch unerforschte Gebiet des Ussuri geleitet und mehr als sechzig Publikationen über seine Forschungen und Vermessungsarbeit verfasst, aber das Buch, das ihn bekannt machte und von dem Maxim Gorki in seinem Brief schrieb, waren Arsenjews autobiographische Erinnerungen an seine gemeinsamen Expeditionen und seine Freundschaft mit dem Taigajäger Dersu Uzala.

Ebenfalls beeindruckt von Arsenjews Schilderungen war wohl auch Akira Kurosawa, der seinerseits zwar bereits 1957 ein Theaterstück von Maxim Gorki verfilmt hatte, aber in Europa und den USA lange Zeit in erster Linie für seine Samurai-Filme bekannt war. Filme wie zum Beispiel Rashomon, für den er 1950 den Goldenen Löwen von Venedig erhielt, und die unter Einsatz von zahlreichen Statisten oft zu Monumentalfilmen gerieten, oder Yojimbo, der, ebenso wie einige andere seiner Filme dem westlichen Publikum zunächst dadurch bekannt wurde, dass er europäischen oder amerikanischen Filmemachern als Vorbild diente, bzw. detailgenau kopiert wurde.

Ende der 1960er Jahre machte Kurosawa aber trotz aller bisherigen Erfolge eine schlimme Phase durch. Mit seinem letzten Film, Dodesukaden, der sein erster Farbfilm war, hatte er eine ganz neue Richtung eingeschlagen, was aber in Japan nicht gut ankam und zu einem finanziellen Misserfolg führte. Kurosawa fühlte sich wohl nicht nur missverstanden, sondern sah auch wenig Chancen, ausreichend Geld für einen neuen Film zusammenzubringen, was besonders bitter sein musste für einen Menschen, der von sich sagte: „I believe that what pertains only to myself is not interesting enough to record and leave behind me. More important is my conviction that if I were to write anything at all, it would turn out to be nothing but talk about movies. In other words, take ‘myself’, subtract ‘movies’, and the result is zero.“

Seine Krise erreichte ihren Tiefpunkt mit einem Selbstmordversuch im Dezember 1971. Kurosawa überlebte und erholte sich, schien aber lange Zeit keine Filme mehr drehen zu wollen oder zu können, auch nicht, als Dodesukaden 1972 in den USA bei den Academy Awards für den besten fremdsprachigen Film nominiert wurde. Selbst, als ihm Anfang 1973 das Studio Mosfilm ein Angebot zur Zusammenarbeit machte, eben jenes Moskauer Filmstudio, das nicht nur schon 1925 Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin, sondern auch Andrej Tarkovskys Filme produzierte, die beide von Kurosawa hoch geschätzt wurden, dauerte es noch viele Monate, bis Kurosawa im Dezember desselben Jahres mit seinen vier engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Sowjetunion ging, um dort Arsenjews Buch zu verfilmen.

Die Dreharbeiten waren lang und anstrengend, nicht zuletzt wegen der monatelangen Außenaufnahmen in der sibirischen Taiga und als Kurosawa nach anderthalb Jahren im Juni 1975 nach Hause zurückkehrte, soll er einigermaßen erschöpft gewesen sein. Aber die Strapazen war es wohl wert: Als japanisch-russische Koproduktion feierte Dersu Uzala am 2. August 1975 seine offizielle Weltpremiere in Japan, nachdem er bereits im July 1975 auf dem Moskauer Internationalen Filmfestival mit dem Goldenen Preis ausgezeichnet worden war. Die Kritiken in Japan waren zwar erneut verhalten, aber finanziell wurde der Film ein Erfolg und während es bei Dodesukaden im Jahr 1970 noch bei der Nominierung geblieben war, wurde Dersu Uzala 1976 in den USA mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Wobei es sich bei der „Fremdsprache“, auch wenn es ein ‚Kurosawa-Film‘ war, natürlich um Russisch handelte.

(Dersu Uzala, Russland und Japan 1975; Regie: Akira Kurosawa.)