Mitte der 1990er, während Im Kwon-taek noch auf den Spuren eher traditioneller koreanischer Kultur und entsprechender Frauenbilder unterwegs war, und Park Kwang-su gerade seine beiden Filme nach Drehbüchern von Lee Chang-dong drehte, die ebenfalls mehr der Aufarbeitung von Koreas Vergangenheit gewidmet waren, war Regisseur Park Chul-soo schon lange in der Gegenwart Südkoreas angekommen.
Seine ersten Filme hatte er bereits Ende der 70er gedreht und in den darauf folgenden beiden Jahrzehnten wurde er zu einem der fleißigsten koreanischen Filmemacher, wobei seine Filme wohl von Anfang an den einen oder anderen Aufreger lieferten, im Großen und Ganzen aber ganz einfach die damals in Südkorea populären Genres bedienten, entweder in Form von sentimentalen Melodramen, oder, indem sie von Frauen, Sex und Gewalt handelten.
Erst mit 301/302 sollte sich dies ändern, denn zwar dreht sich auch dieser Film hauptsächlich um die letzteren drei der oben genannten Themenbereiche, aber er entsprach keinem gängigen Genre. Tatsächlich geht es um zwei recht moderne koreanische Frauen, die für die sehr zeitgenössischen Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, eine eigenwillige, aber konsequente Lösung finden.
Und selbst wenn die Geschichte stellenweise ein wenig drastisch sein mag, sie war immerhin originell genug und leuchtete ausreichend vielen Menschen ein, um im Jahr 1995 beim Grand Bell Award als bester koreanischer Film ausgezeichnet zu werden – überdies ist es wohl kein Zufall, dass 301/301 einer der ersten, wenn nicht der erste südkoreanische Film war, der auch außerhalb von Festivals in us-amerikanischen Kinos lief.
(301/302, Südkorea 1995; Regie: Park Chul-soo.)